Starkbieranstich der CSU mit Stefan Schimmel

Starkbieranstich 2025

Text erschienen im Reichenhaller Tagblatt vom 29.03.2025:
Von Annabella
Angerer-Schneider

Der Humor ist ein eigen Ding: Ob ein Gag seine volle Wirkung entfaltet, die sich ihren Weg bis in die Kehle bahnt und lautstark aus vollem Hals hervorbricht, ist Charaktersache. Und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vom Gegenüber, dem Rundherum, dem Alkoholpegel und wohl auch von der politischen Kulisse. Kurz gesagt: Es muss viel zusammenpassen für einen „griabigen“ Schenkelklopfer. Ungeschönt war das zu beobachten beim Starkbieranstich im Saal des Bürgerbräus am Donnerstagabend. Um so viel vorwegzunehmen: Die CSUler hatten gut lachen.

Starkbieranstich 2025

Kein Wunder, waren sie doch unter sich, wie Ortsvorsitzender Marco Trebuth bei seiner Begrüßung feststellte: „Die anderen Parteien fehlen unentschuldigt.“ Hätten sie ein Attest einreichen müssen, wunderte sich Stefan Schimmel über diese Rüge und schlussfolgerte: Klare Machtverhältnisse herrschen in der Kurstadt.

Pfarrer, OB und Metzger bestimmen, wo’s lang geht

Bevor der Kabarettist jedoch das Rednerpult in Beschlag nahm, wandten sich Trebuth und Bürgerbräu-Geschäftsführer Markus Graschberger dem zu, „weswegen wir heute eigentlich da sind“. Nein, damit war nicht Schimmel gemeint, auch wenn der sich kurz angesprochen gefühlt hatte, sondern der Suffikator. Nach einem flüchtigen Exkurs in die Geschichte des Fastenbiers, befreite der Ortsvorsitzende selbiges mehr oder weniger souverän aus seinem Fass. Sobald sich die geistliche, politische und gastronomische Prominenz zugeprostet hatte, bildeten sich Schlangen vor der kastanienbraun schäumenden Quelle. Allmählich füllten die Krügerl mit dem 7,3-prozentigen Gerstensaft die Tische und noch während die in Janker und Kariertes Gekleideten die letzten Bissen von Schweinsbraten und Gulasch kauten, legte Schimmel los. „Genauso wie vor 100 Jahren: Pfarrer, Bürgermeister und Metzger bestimmen, wo’s lang geht“, kommentierte Schimmel mit Blick auf Oberbürgermeister Christoph Lung, die Pfarrer Markus Moderegger und Florian Herrmann und 3. Bürgermeister Hans Hartmann die sich vor ihm ausbreitende Szenerie.

Starkbieranstich 2025

Mit seinem Programm deckte er die volle Bandbreite der Belustigung ab von „amüsiert“ bis „I brich zam“, wobei er sich keine Illusionen darüber machte, dass die Grenzen von „erheitert“ zu „angeheitert“ mitunter verschwimmen. So sang er über die Veranstaltung: „Trinkst oa, zwoa Bier und auf einmal gfoit’s a dir.“

Deutsch- versus Austropop

Dennoch wollte er sich nicht auf das flüssige Hilfsmittel verlassen und testete, welche Brüller am besten ankommen. Neben einigen Pointen und Parodien folgte eine kaum enden wollende Salve an Flachwitzen. „Warum kommen Ameisen nicht in die Kirche? Weil sie in Sekten sind.“ Und auch die Kategorie „Wortwitz“ veranschaulichte er an einem Beispiel, inspiriert von den jüngsten Entwicklungen in Sachen Landratskandidatur: „Das Landratsamt gehört gesprengt. Entkernt haben sie es schon.“

Starkbieranstich 2025

Und dann gebe es noch die Witze über Menschengruppen, über deren Berechtigung sich die Geister scheiden. Er selbst habe dazu eine klare Meinung. „Alle gehören zur Gesellschaft hinzu.“ Im Umkehrschluss könne man auch mit allen Scherze treiben. Dem ließ er auch gleich Worte folgen, denn so manche Anwesenden und Abwesenden bekamen teils buchstäblich ihr Fett weg. So der Pidinger CSU-Chef Maximilian Koch und Fußballikone Hans Lindinger aufgrund von körperlichen Beschaffenheiten, Dekan Moderegger, der auffallend vertraut mit dem Konzept des Speed-Datings ist, Stadtwerkemitarbeiter Andreas Staller, der „den ganzen Tag vor einem Loch steht und reinschaut“ sowie Marco Trebuth und Stellvertreter Martin Schoberth, die beide gleichermaßen davon überzeugt sind, dass der Ortsverband ohne ihre Person zusammenbrechen würde. Hinter jeden gröberen Spruch schob er sogleich versöhnlich hinterher: „Er is a supa Typ, i mog ihn gern.“ Und verlor bisweilen auch lobende Worte, zum Beispiel über Schoberth, der eigentlich Terra X moderieren müsste, weil er alles weiß.

Starkbieranstich 2025

Gegen Ende wollte Schimmel auch die größte Frage, die die Grenzbevölkerung umtreibt, nicht unbeantwortet lassen: Deutsch- oder Austropop? Er imitierte in einer Art Musik-Battle unter anderem Wolfgang Ambros, Roland Kaiser, S. T. S. und Georg Danzer mit vollem Mimik-, Gestik- und Stimmeinsatz, bis in den ein oder anderen Refrain auch das Publikum einfiel.

Dann war Schluss, zumindest vermeintlich. Ein paar hatten sich schon voreilig in ihre Jacken geschmissen und ließen sich wieder auf ihre Plätze fallen, als Schimmel begleitet von Gitarrist Volker Schach nochmal zu einer Zugabe ansetzte. Großer Applaus, großes Servus, dann leerte sich der Saal allmählich – freilich nicht ohne, dass der ein oder andere noch eines der blau-weißen Fähnchen von den Tischen mitgehen ließ.

Nach oben scrollen