Naturereignis und ein Halb-Meter-Sprung

Starkbieranstich 2024 - CSU Bad Reichenhall

Pressebericht von Maximilian Klapper aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 23.03.2024:

Eine Lachwelle nach der anderen hallt durch den voll besetzten Saal im ersten Stock des Bürgerbräus, untermalt mit dem süßlichen-herben Duft frisch gezapften Starkbiers. Die Reichenhaller CSU hatte am Donnerstag zum Anstich eingeladen. Mit sechs Schlägen trieb 3. Bürgermeister Hans Hartmann den Zapfhahn ins Fass.

Das kastanienbraune Gebräu „Suffikator“ sprudelt heraus. Ortsvorsitzender Marco Trebuth begrüßt zunächst alle Gäste und entschuldigt unter anderem Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung. Der sei beim 90. Geburtstag von Baulöwe Max Aicher eingeladen. Glück für Lung: Er hat am selben Tag Geburtstag. „Der hat eine schöne Feier und der Aicher zahlt“, plaudert Trebuth.

Starkbieranstich 2024 - CSU Bad Reichenhall

Dann übernimmt Stefan Schimmel Mikrofon und Bühne. Der Reichenhaller Kabarettist baut die Anwesenden in kurze Gags seines Auftritts mit ein, berichtet mit einer ordentlichen Prise Ironie von Naturereignissen und dichtet gar eine Hymne auf die Kurstadt. Bei den zahlreichen selbst geschriebenen Texten zu bekannten Melodien unterstützt ihn Gitarrist Volker Schach.

Hymne über Bad Reichenhall komponiert

„Eigentlich wollte der Aicher Max am Predigtstuhl oben feiern, aber das Hochfahren war ihm zu teuer.“ Blieb also doch nur Freilassing übrig, startet Stefan Schimmel und setzt damit den Ton für den Abend. Mit lockerem, teils improvisiert wirkendem Geplauder, einer Mischung aus Schwank und witzigen Anekdoten, sorgte er für zahlreiche Lacher.

Starkbieranstich 2024 - CSU Bad Reichenhall

Ganze Busladungen mit Wissenschaftlern erwartet Bad Reichenhall in diesem Jahr am 13. Juli. Der Grund ist ein wahres Naturereignis: In der Thumseestraße ist für 17 Sekunden die Sonne zusehen. Von Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung hat er einen Auftrag für eine Hymne für Reichenhall bekommen. „Eigentlich wollte er auch am Klavier mitspielen, als Lung Lung“, erzählt Schimmel. Ohne ihn führt er mit Volker Schach die erste Strophe zur Melodie von „Aloha Heja He“ auf. „Heia, heia, heia“ – es geht um den Predigtstuhl, fängt Schimmel an – „Hab’ scho ganz Reichahoi gsehn, vom Kurpark bis Gradierwerk, doch wo war’s am Schönsten? Ganz klar, das Klo nebam Tucha“, textet er, das Publikum brüllt vor Lachen und singt den Refrain mit.

Auch Altlandrat Georg Grabner ist vor Schimmels mit Augenzwinkern vorgetragenen Geschichten nicht sicher: Er habe ihn beim Teisendorfer Starkbieranstich getroffen. „Fett bist geworden“, habe Grabner gesagt. „Ewig hast du mich wegen meiner Größe aufgezogen, jetzt bin ich dran“, erzählt Schimmel das Gespräch nach. Früher hat er Witze gemacht wie: „Sitzen vier Bürgermeister in einem Auto, werden von der Polizei kontrolliert. ,Machen Sie mal den Kofferraum auf‘, sagt ein Beamter. Da stand dann der Landrat drin.“ Oder aus seiner Zeit als Sportredakteur bei der Heimatzeitung: „Da war ein Foto in der Zeitung von einer F-Jugend – also der unter Neunjährigen. Stand im Bildtext: Landrat Georg Grabner, in Klammern links.“ Ist jetzt auch egal, hat Grabner dann gesagt, er sei klein, Schimmel fett, wir sind quitt. „Immerhin kann ich noch abnehmen“, beendet Schimmel den Dialog.

Starkbieranstich 2024 - CSU Bad Reichenhall

Seinen „besten Witz “ erzählt er, bevor es ein weiters Lied gibt. „Ich bin ein ziemlich guter Kreuzworträtsler. Da war ich mal im oberbayerischen Kreuzworträtsel-Finale mit dem Wieninger Christian. Im Finale wurde eine regionale Brauerei mit neun Buchstaben gesucht, vorne ein ,W‘, hinten ein ,inger‘. Der Christian hat sich schon gefreut. Aber: Gesucht war halt das Wochinger“, erzählt Schimmel unter dem Gelächter des Publikums.

Erinnerungen an den Kaugummi-Automaten

Dieses bindet er auch in seine Version des peruanischen Panflöten-Klassikers „El condor pasa“ ein. „Für wen ist ein halber Meter schon ein Sprung?“, fragt er singend. Die Antwort: „Christoph Lung, Christoph Lung“, fällt der vielstimmige Chor ein. Oder: „Wer fährt dem Schorsch (Grabner) sein BMW jetzt gern?“ „Bernhard Kern, Bernhard Kern.“

Starkbieranstich 2024 - CSU Bad Reichenhall

Im zweiten Teil seines Auftritts schwelgt Stefan Schimmel in Erinnerungen an das Reichenhall und Karlstein seiner Kindheit. „Des war der Wahnsinn.“ Von der bundesweit unebensten Straße, der Pankrazstraße, bis zum Flötenunterricht bei Frau Baller, vom Verein Sternenzelt – „nie geholfen, aber Karten hat’s gegeben“ –, bis zum Machetenmörder, der sich in der Nonner Au versteckt hat. Da durfte er nur noch ins Fußballtraining im Nonner Stadion radeln, wenn der Schmid Franz dabei ist, hat seine Mama gesagt. „Der ist langsamer als du.“ Doch das gute alte Reichenhall war für ihn vorbei, als es den Kaugummi-Automaten vor dem Wirtshaus Drei Linden nicht mehr gab.

Unter tosendem Applaus verabschieden sich Stefan Schimmel und Volker Schach von der Bühne und der Abend klingt in gemütlicher Runde aus.

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