Unmittelbar nach dem September-Hochwasser nutzten Vertreter der CSU Bad Reichenhall die Gelegenheit, die Wirkung des Uferrückbaus der Saalach zwischen Flusskilometer 16,4 und 17,0 in Augenschein zu nehmen. Der Ortsvorsitzende der CSU Bad Reichenhall Marco Trebuth konnte dazu Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung, 3. Bürgermeister Hans Hartmann und Herrn Grüsser vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein begrüßen, der mit seiner fachlichen Expertise die Besichtigung begleitete.
Grüsser verwies in seinen einleitenden Worten darauf, dass die Saalach heute nicht in ihrem ursprünglichen Flussbett läuft. Dieses wurde im 19. Jahrhundert verlegt und „begradigt“. Ziel dieser Maßnahme war es, ein größeres Stadtgebiet zu schaffen und den Fluss aus der Stadt herauszuverlegen. Ein großer Nachteil von Flussbegradigungen liegt jedoch in der generell höheren Gefahr von Uferübertritten bei Hochwassersituationen, da dem Fluss die Möglichkeit genommen wird sich über Nebenarme natürlich auszubreiten.
Die europäische Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) fordert bis 2027 für alle Gewässer einen ökologisch guten Zustand. Grüsser berichtet, dass aufgrund dieser Richtlinie das Wasserwirtschaftsamt viele Gewässer untersucht hat, um dort Abschnitte zu identifizieren, in denen sich durch Baumaßnahmen ökologische Verbesserungen erreichen lassen.
Für die Saalach im Bereich Bad Reichenhall trifft dies auf eine Länge von 600m zwischen Flusskilometer 16,4 und 17 zu, mit dem Ziel das Ufer zurückzubauen und eine Insel mit Nebenarm zu schaffen. So wurden Anfang des Jahres mit dem winterlichen Niedrigwasser die Baumaßnahmen in der Saalach begonnen.
Zuvor wurden im Uferbereich Bäume gefällt, um den erforderlichen Platz für die Saalach zu schaffen. Ferner wurden Schutzbereiche für die im Uferbereich beheimateten Amphibien und Tiere angelegt. Außerdem musste der Bereich auf eine mögliche Kampfmittelbelastung aus dem zweiten Weltkrieg überprüft werden. Viele Bombenkrater in Saalachnähe verweisen als stille Zeitzeugen auf die Gefahr, die von möglichen „Blindgängern“ in der Saalach ausgeht. Mit zwei Baggern wurde das Ufer zurückgebaut. Dabei wurden ca. 2.000 Tonnen Ufersteine ausgebaut. Diese wurden jedoch nicht abtransportiert, sondern wurden wiederum in der neugeschaffenen naturnah gestalteten Insel verbaut. In dieser wurden zudem die vormals ufernahen Bäume samt Wurzel in den Inselkörper eingegraben und verkeilt. Sie werten das monotone Flussbett auf und dienen Fischen als Unterschlupf vor Fressfeinden aus dem Wasser und der Luft. Außerdem finden Kleinstlebewesen in den Wurzelstöcken einen Lebensraum.
Für die naturnahe Gestaltung wurde die Insel mit Totholzstrukturen in Form von Wurzelstöcken, liegend eingebauten Bäumen, Störsteinen und Astwerk versehen. Eine große Herausforderung stellte der Einbau der Baum- und Holzstrukturen dar: Diese wurden bewusst ohne weitere künstliche Materialien so verbaut, dass sie künftigen Hochwasserereignissen standhalten können. Die Insel selbst bietet somit auch einen sicheren Brutplatz ohne Störung von Landtieren und Menschen. Zum Ende der Maßnahmen standen 888 Arbeitsstunden zu Buche, berichtet Grüsser.
Als positiver Nebenzweck wird die Saalach neu erlebbar, was Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung hervorhob: Er dankte dem Wasserwirtschaftsamt für die gute, pragmatische Zusammenarbeit und zeigte sich erfreut über das Ansinnen, am Fluss mehr und mehr zugängliche Stellen für die Bevölkerung zu schaffen. Das passe perfekt zum sich abzeichnenden Integrierten Stadtentwicklungskonzept von Bad Reichenhall.
CSU-Ortsvorsitzender Marco Trebuth war überrascht vom damaligen abrupten Ende der Baumaßnahmen, da der Abschnitt noch relativ „unfertig“ aussah. Grüsser berichtet, dass dieser Eindruck vielfach entstanden sei und führte aus, dass die „Fertigstellung“ bzw. die weitere Entwicklung in diesem Bereich die Saalach selbstvornimmt. So kann sich die Saalach eigendynamisch entwickeln und gestaltet ihre Umgebung in begrenztem Maße selbst.
Die letzten Hochwasserereignisse haben der Insel auch nicht geschadet, im Gegenteil: Durch Schwemmholz wird die Insel ebenfalls eigendynamisch gestaltet. Die Gruppe bedankte sich am Ende beim Referenten vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein für die interessanten Informationen und schloss mit dem Fazit: Ein Spaziergang an der Saalach lohnt sich!