Kräftiges Starkbier, ein deftiges Derblecken und feine Pointen – das waren die Zutaten, mit denen der CSU-Ortsverband Bad Reichenhall zum Neustart nach Corona seine Mitglieder zum Starkbieranstich 2022 einlud. Die Begrüßung der Ehrengäste, darunter Landrat Bernhard Kern, nahm der CSU-Ortsvorsitzende Marco Trebuth vor. Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung bekannte, man habe mit sich gerungen, ob ein solcher Abend angesichts des Ukraine-Kriegs in die Zeit passe. Aber letztlich gelte der Satz des Ministerpräsidenten „wer selber eine Freude hat, der kann dann auch besser helfen“. So habe man sich ganz bewusst für den Starkbieranstich 2022 entschieden und die CSU nutzte den Abend auch dazu, für die Opfer des Ukraine-Kriegs Spenden zu sammeln. Die zu Gunsten der Ukraine-Hilfe von Caritas International erbetene Tellerspende erbrachte dann am Ende auch ein sehr erfreuliches Ergebnis von 350 Euro.
Als erstes bat CSU-Ortsvorsitzender Marco Trebuth den Oberbürgermeister darum, das bereitstehende Starkbierfass anzuzapfen, damit auch die durstigen Kehlen befeuchtet werden könnten. Dr. Christoph Lung wies darauf hin, dass es seine „Premiere“ sei – immerhin habe er Corona-bedingt in fast zwei Jahren Amtszeit noch kein einziges Fass anzapfen dürfen. Umso neugieriger waren dann die Blicke der Zuschauer, als er zur Tat schritt. Und nach nur zwei kräftigen Schlägen auf den Hahn konnte der obligatorische Ruf „ozapft is“ ertönen, was von Applaus und einem Prosit der Gemütlichkeit gefolgt wurde. Den ersten Krug erhielt der Landrat, bevor dann nach und nach alle Besucher der Veranstaltung den köstlichen Suffikator der heimischen Brauerei Bürgerbräu probieren konnten.
Mit Stefan Schimmel und Volker Schach hatte die CSU Bad Reichenhall ein tolles Kabarett-Duo gewinnen können, das dann auch gleich voll loslegte. Stefan Schimmel nahm in seiner gewohnt vertraut-lässigen Manier die heimische Lokalpolitik aufs Korn: Treffend, humorvoll und nie unter der Gürtellinie. Das Publikum hatte er dabei vom ersten Augenblick an auf seiner Seite und spielte auf der ganzen Klaviatur, er traf mit seinen Pointen vom leisen Schmunzeln bis zum laut prustenden Lacher alle Schattierungen. Zunächst spielte er auf die Hobbies des Oberbürgermeisters an: „Vom Christoph ist ja bekannt, dass er gerne Musik macht – manche sagen zu ihm sogar Lung Lung“. Den Landrat nahm er eher mit seiner Frisur aufs Korn und machte dabei eine Ähnlichkeit mit einem bekannten Schauspieler aus. Den ersten „Volltreffer“ des Abends landete Schimmel jedoch, als er seiner Freude darüber Ausdruck verlieh, dass Reichenhalls Dritter Bürgermeister Hans Hartmann nach einer Herz-OP wieder unter Leuten und bei seinen Parteifreunden sein könne. „Der Hans hat ja eine Schweineklappe eingesetzt bekommen“ erklärte Schimmel, „aber heute können wir’s ihm ja sagen: Eingesetzt hat’s ihm der Magg Gregor“. Und zum großen Gelächter des Derbleckten selbst ergänzte Schimmel: „Und seine Frau, die Andrea, hat mir verraten: Seitdem schnarcht der Hans in der Nacht nicht mehr, sondern grunzt nur noch“.
Mit Anderl Staller verbinden Stefan Schimmel etliche Erinnerungen, zum Beispiel habe der ihn als Jugendlicher bei den TSV-Fußballern mal kritisch nach seinem Schlabber-Jogginganzug befragt. Diese Erinnerung sei ihm wieder in den Sinn gekommen, als er beim letzten Besuch von Ministerpräsident Markus Söder in der Herrentoilette neben ihm am Pissor stand. Dort habe er Smalltalk mit dem Spitzenpolitiker betreiben wollen und da ihm nichts anderes eingefallen sei, habe er den Ministerpräsidenten eben gefragt: „Sag amal, gibt’s den aa in Deiner Größe?“ – lautes Lachen im Saal war die Folge.
Den Angerer Bürgermeister Markus Winkler begrüßte Schimmel besonders herzlich. Er gelte als der schönste Bürgermeister des Landkreises. Winkler selbst griff korrigierend ein und erklärte selbstbewusst: „Ach was, des Landkreises – Bayerns!“ Schimmel wiederum wusste daraufhin eine Anekdote zu berichten, wonach Winkler dies auch dem Ministerpräsidenten gegenüber behauptet habe – und der habe sich gegenüber Michaela Kaniber daran erinnert und vom schönsten Bürgermeister Bayerns gesprochen.
Zu großer Form lief das Duo Schimmel/Schach bei seinen musikalischen Einlagen auf. Reinhard Meys Hit „über den Wolken“ wurde dabei ganz trefflich im Hinblick auf einen Zahnarztbesuch parodiert und wurde zu „ganz nah am Knochen“, wo der Schmerz dann wohl grenzenlos sei. Ihr Talent sei aber nicht überall gewürdigt worden. Schimmel erzählte, dass die beiden mal an einer Casting-Show des Bayerischen Rundfunks teilgenommen hätten. In der Jury sei auch der „Haindling“ gesessen, der unbedingt was Positives sagen wollte. Nach einer längeren Denkpause sei ihm eingefallen: „Also, mir hat gut gefallen, dass ihr des zu zwoat gmacht habt’s.“
Dass Schimmel auch andere Größen des Musik-Business hervorragend parodieren kann, stellte er in einer furiosen Abfolge von Hits unter Beweis, die Volker Schach und Stefan Schimmel zu einer Erzählung verschmolzen hatten. Ob Udo Lindenberg, Howard Carpendale, Konstantin Wecker oder andere große Künstler – alle wurden gekonnt in die Geschichte eingebaut. Das Publikum dankte es mit lautem Klatschen und so hatte der Starkbierabend der heimischen CSU ein gelungenes Ende gefunden. Die positiven Rückmeldungen vieler Besucher und der Erfolg des Starkbieranstichs 2022 lassen den Ortsverband nun darüber nachdenken, daraus vielleicht sogar eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung werden zu lassen.
