„Danken für an jeden Dog, der uns gsund is gschenkt,
danken für a jede Freid, ob ma’s wohl bedenkt.“
Diese Zeilen einer alten Volksweise haben für unseren Karl „Charlie“ Dörfler eine ganz besondere Bedeutung gehabt und wir haben sie vorhin auch schon von der Musik zu Gehör und zu Herzen gebracht bekommen.
In der Tat danken wir heute für jeden Tag und für jede Freude, die uns mit Karl Dörfler geschenkt waren. Alle, die den Charlie kannten, wissen, dass er ein feiner, geselliger Mensch war, für den Gemeinschaft und Gemütlichkeit stets eine besondere Bedeutung hatten. Charlie war einer, der nicht gleichgültig war und der sich engagierte: In der Kommunalpolitik, in seiner CSU, in vielen Vereinen und bei seinen Musikanten. Insofern möchte ich heute versuchen, für die Stadt Bad Reichenhall, aber auch stellvertretend für alle Vereine, Institutionen und Organisationen, in denen Charlie sich verdient gemacht hat, zu sprechen. Ich möchte den Dank, den wir alle gemeinsam empfinden, in würdige Worte fassen und damit zum Ausdruck bringen, was uns heute in besonderer Weise bewegt.
Karl Dörfler, geboren am 20. April des Jahres 1947, ist am 13. September von uns gegangen. Die Nachricht von seinem Ableben hat mich, hat viele von uns betroffen gemacht und darum möchte ich Ihnen, Frau Gegenfurtner, und allen engen Freunden, die Charlie hatte, mein Beileid aussprechen und viel Kraft wünschen. Wir werden Charlie noch oft vermissen und jederzeit gerne an ihn zurückdenken.
Denn: Karl Dörfler hat die Stadt Bad Reichenhall wesentlich mitgeprägt, er war eine allseits bekannte, geschätzte und beliebte Persönlichkeit. Vor allem seine ausgleichende Art und seine Herzlichkeit waren herausragende Eigenschaften und Qualitäten, mit denen er seine Mitmenschen bereichert hat.
Von 1972 bis 2008 war Karl Dörfler Mitglied des Stadtrates der Stadt Bad Reichenhall und er diente ihr darüber hinaus als Dritter Bürgermeister von 1984 bis 1990 und als Zweiter Bürgermeister von 1990 bis 1996 und erneut von 2002 bis 2008. Er war Sportreferent von 1984 bis 1990 und Krankenhausreferent für das damals noch städtische Krankenhaus von 1990 bis 2008. Daraus werden zwei wesentliche Aspekte ersichtlich, die für Karl charakteristisch waren und von denen noch die Rede sein wird: Von seiner Leidenschaft für Sport und für sein Engagement in sozialen Dingen. Im Jahr 2008, nach seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat, erhielt Karl Dörfler den Goldenen Ehrenring der Stadt Bad Reichenhall in Anerkennung und Würdigung seiner hohen Verdienste um seine Heimatstadt.
Zusätzlich engagierte sich Karl Dörfler als Mitglied des Kreistags im Berchtesgadener Land, dem er von 1990 bis 2008 und damit drei volle Wahlperioden angehörte.
Die Christlich-Soziale Union war die politische Heimat von Karl Dörfler. Fast 50 Jahre lang war er Mitglied des CSU-Ortsverbands Bad Reichenhall und übte dort wie auch in der CSU-Stadtratsfraktion über die Jahre auch zahlreiche Leitungsfunktionen aus. Besonders geschätzt war in der CSU sein warmherziger, humorvoller und zugewandter Charakter, der dabei half, das Motto „näher am Menschen“ auch aufrichtig mit Leben zu füllen. Ich persönlich lernte Karl in der CSU als einen Menschen kennen, der stets hilfsbereit mit Rat und Tat zur Stelle war, wenn man ihn fragte. Charlie war ein feiner Mensch und so hat er mit seinem Wirken die Reichenhaller CSU politisch und menschlich ganz wesentlich geprägt.
Die Leidenschaft für den Sport lebte Karl Dörfler beim TSV 1862 Bad Reichenhall aus, der heute in besonderer Weise um seinen Sportkameraden Karl Dörfler trauert: Karl war in seiner aktiven Zeit ein herausragender Fußballer. Wichtiger noch aber als sein fußballerisches Können war sein Auftreten innerhalb und außerhalb des Spielfeldes. Wenn es auf dem Platz hitzig wurde (das war damals wie heute nicht so selten), war Karl stets der Ruhepol, der die Gemüter wieder beruhigte. Bereits mit 27 Jahren, als er selbst noch in der Reichenhaller Ersten spielte, übernahm er 1974 die Verantwortung für die Fußballer und wurde zum Abteilungsleiter gewählt. Diese wichtige Funktion übte er 16 Jahre lang bis 1990 aus. In seine Amtszeit fiel ab 1977 der Um- und Ausbau des Nonner Stadions, das seit 1981 in der jetzigen Form die Heimat der TSV-Fußballer ist. Auch nach seiner Funktionärstätigkeit war Charlie ein gern gesehener Gast im Stadion. Viele werden sich erinnern, dass er nach den Spielen, ob gewonnen oder verloren, die Ziach aus dem Auto holte und die Gaststätte mit den Klängen seiner Volksmusik erfüllte.
Die Musik, die Geselligkeit, das Brauchtum und die Pflege der Traditionen unserer bayerischen Heimat lagen Karl Dörfler sehr am Herzen. Ja, Charlie liebte und lebte die Musik, vor allem am Musikantenstammtisch, aber auch bei vielen weiteren Abenden, Festen und Feierlichkeiten. Seine Musikantenfreunde waren etwas ganz besonderes für Charlie. Und wenn man ihm beim Spielen zuhörte, spürte man nicht nur die Begeisterung und die Liebe für die Musik, sondern auch die Freude an der Gemeinschaft und am gemeinsamen Musizieren.
Die Verbundenheit zu seiner Heimat zeigte sich in der langjährigen Mitgliedschaft, die Karl Dörfler gleich bei mehreren Trachtenvereinen unserer Stadt unterhielt. Ob bei den Alt-Reichenhallern, den Saalachthalern, den Kranzlstoanern oder den Grenzlern Marzoll, aber auch bei der Musikkapelle Marzoll, der Europa-Union oder den Staufenfreunden – allen, die sich um die Pflege echter, authentischer Tradition bemühen, war Charlie zugetan und unterstützte sie in vielfältiger Weise. Gleiches gilt für den Deutschen Soldaten- und Kameradschaftsbund, dem Karl Dörfler langjährig angehörte.
Besondere Erwähnung verdient Karls Engagement bei der Froschhamer Zunft, die als der älteste Verein privat-sozialer Prägung in Europa gilt und der Karl eng verbunden war. Bei der Froschhamer Zunft war Karl viele Jahre treues Mitglied und brachte sich maßgeblich mit ein. Den alten von der Zunft gepflegten Gedanken, dass neben der Erfüllung religiöser Pflichten auch gegenseitige Hilfe ein wichtiges Gut darstellte, half Karl so mit Leben zu füllen. In dieser Verbindung liegt ein Kernstück von Karls Lebensphilosophie und sie hatte damit in der alten Gemarkung Froschham ihren Kristallisationspunkt.
Und so schließt sich in gewisser Weise ein Kreis, wenn wir heute Karl Dörfler hier in Sankt Zeno aus dem irdischen Leben verabschieden. Denn hier in Sankt Zeno lag ein wichtiger Ort für Karl – ein Ort, der für Karl gleichsam seine geistliche Heimat war. Hier ging Karl oft zum Gottesdienst – in Tracht versteht sich – und hier fühlte er sich Gott ein Stückchen näher. Er war angetan von der Kraft, die von dieser Kirche ausgeht und war ihr zeitlebens emotional verbunden. Ich erinnere mich, dass er mir vor Jahren einmal auf einer Adventsfeier der CSU von dem „Lichtwunder“ vorschwärmte, das sich hier in der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig an schönen Tagen zeigt. Er nahm mir das Versprechen ab, dass ich nach Weihnachten hierher kommen müsse, um es mir anzusehen und auf mich wirken zu lassen. Ich habe dieses Versprechen damals gegeben und erfüllt – und erlebte die ganz eigene Atmosphäre, die Karl mir vorhergesagt hatte, als das Sonnenlicht durch die Rosette auf den Hochaltar fiel. Sankt Zeno war ein besonderer Ort für ihn.
Heute, da geht unser Charlie selber dem ewigen Licht entgegen und wir erinnern uns nochmals an die besonderen Worte, die er so sehr mochte:
„Danken für an jeden Dog, der uns gsund is gschenkt,
danken für a jede Freid, ob ma’s wohl bedenkt.“
Lassen Sie uns den Wert und die Bedeutung dieser Zeilen bedenken, wenn wir unserem Karl Dörfler heute die letzte Ehre erweisen.
Die Stadt Bad Reichenhall, ihre Ortsvereine und auch ich ganz persönlich, wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit vor den Leistungen und vor allem vor dem Menschen Karl „Charlie“ Dörfler: Er ruhe in Frieden!
Trauerrede von Dr. Christoph Lung bei der Beisetzung am Friedhof St. Zeno